28.07.2022
· Der Amateurfotograf Hermann Drawe (1867-1925) war in seinem Zivilberuf Richter am Bezirksgericht Leopoldstadt und in dieser Funktion mit den sozialen Verhältnissen in Wien, mit Not und Verbrechen konfrontiert. Im Zuge eines Prozesses gegen einen ausbeuterischen Vermieter lernte Drawe den jungen Journalisten Emil Kläger (1880-1936) kennen. Als Obdachlose verkleidet fanden sie Zugang zu Elendsquartieren und dokumentierten in Sammelkanälen, Praterauen und Ziegelöfen die "Verlorenen der Stadt", wie Kläger sie nannte. Die Reportagen wurden in Zeitungen veröffentlicht und ab 1905 als Lichtbildervortrag unter den Titel "Durch die Wiener Quartiere des Elends und Verbrechens" in der Wiener Urania gezeigt. Ein Buch mit demselben Titel erschien 1908 und wurde 1919 auch verfilmt.